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Der Kater, der vom Himmel fiel

Es war einmal – nö, so fangen Märchen an.

Es begab sich an Fronleichnam des Jahres 2008, dass sich vier Freundinnen auf dem Streunerhof trafen. Das Streunerhoftreffen bei Eva hat seit einigen Jahren Tradition. Einige der Mädels kommen von weit her, und so dauert das Treffen von Donnerstag bis Sonntag.

An diesem Donnerstag waren sie eben zu viert. Und weil man nach einer langen Fahrt ein bisserl Ausgleich braucht, gingen sie spazieren. Unser Dorf ist nicht wirklich groß, man ist in einer Viertelstunde ganz drum herum gegangen. Also beschlossen die vier, dass sie noch ein bisserl durch Feld und Wald marschieren.

Ich hörte sie schon von Weitem. Ihr Gekichere klang sehr symphatisch. Ich hoffte, dass sie in den Feldweg in meiner Nähe einbiegen würden. Draussen auf der Straße fuhren Autos und da war auch ein Hund, der Katzen nicht leiden konnte.

Ja, die Stimmen kamen näher. Ich konnte die Frauen schon sehen und ein leichter Duft von anderen Katzen war wahrnehmbar. Juhu, das sind die richtigen!

Ich begleitete sie eine Weile parallel in einem Feld. Plötzlich blieben sie stehen, um etwas am Wegesrand zu begutachten. Meine Chance! Ich schlich mich ein paar Meter weiter und stellte mich gut sichtbar an den Rand des Feldweges.


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„Huch, wo kommt denn der her?“ „Sag mal, ist uns Felix gefolgt?“ hörte ich eine Stimme fragen. Felix? Sehe ich aus wie ein Felix? „Nö, Felix ist das nicht, schau doch, der hat seine Kronjuwelen noch“. Kronjuwelen? Keine Ahnung was sie meinte. „Der muß vom Himmel gefallen sein, gerade war er noch nicht da!“ Hallo Menschen, ich bin ein Kater und kann nicht fliegen.

Na Mädels, wird’s bald was? Kommt doch her zu mir. Ich erzähle euch auch gerne was von mir.


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Die Frauen standen wie angewurzelt, das darf doch wohl nicht wahr sein!

Na, dann eben Trick 17. Armes, halbtotes Katertier.


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Es dauerte und dauerte, bis sie sich bewegen wollten.

Mensch, schaut doch, ich bin so lieb.


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Na endlich kamen sie näher. Und ich, ich blieb an meinem Platz und wartete auf sie. Endlich knuddelte mich die erste.


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„Und nun?“ „Was machen wir jetzt?“ „Der ist ja voller Ungeziefer, und das am Lätzchen und am Schnäuzchen sieht aus wie ein Pilz“. „Total dürre ist der arme Kerl auch, der hat sicher Würmer“. Was die Mädels nicht alles wussten. He Mädels, nehmt mich mit!

„Wir können ihn so nicht mitnehmen. Hochnehmen, wer weiß, wie er reagiert und dann der Pilz, ist ja so ansteckend für die anderen Katzen“. „Also gut“, das war Eva, „ich laufe heim und hole eine Transportbox.“ He, nicht weglaufen, will mit. Aber die verbliebenen drei ließen mich nicht mitlaufen.

Es dauerte, bis Eva mit Auto und Transportbox auftauchte, waren es gut drei Kilometer, die sie laufen musste. Und mit dem Laufen hat es Eva eh nicht so, weil sie Arthrose im Fuß hat.

Nach einer Weile, die den drei anderen wie eine Ewigkeit vorkam, brummte ein Auto den Feldweg entlang. Ne ne, Autos mag ich aber nicht so gerne. Aber bevor ich reagieren konnte, war ich schon auf dem Arm. Eva war auch ganz vorsichtig mit dem Auto in den Feldweg reingefahren und weit entfernt von uns stehen geblieben. Und ehe ich mich versah, sass ich in einer Transportbox. Na Leute, das hat mir mal überhaupt nicht gefallen! Ich habe rumgearbeitet, gerüttelt, gegraben, aber es gab kein Entkommen!

Also ergab ich mich in mein Schicksal, weil die Frauen auch so lieb auf mich einredeten.

Eine kurze Autofahrt musste ich auch hinter mich bringen. Dann wurde ich aus der Box entlassen und befand mich in einem gefliesten Raum. Es roch nach Katzen! Also nicht gefährlich. Und ich bekam auch gleich lecker Fressen. Frisches Wasser stand auch bereit.

Ein kleiner Kratzbaum, diverses Spielzeug und eine schöne kuschelige Schlafecke hatte ich auch schon. Und zwei so komische Kästen, da war was drin, das roch nach Holz und anderen Katzen, standen auch dort. Ich wusste nicht, was das sein soll, aber meine Geschäfte konnte ich dort drin gut erledigen.
Ein Fenster mit Ausblick auf den Nachbarhof hatte ich auch. Und weil das Wetter schön war, wurde es sogar geöffnet. Weil frische Luft nie schadet.

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Am nächsten Tag stand mir aber noch was bevor. Wenn ich das geahnt hätte! Packte mich die Eva nicht am Morgen wieder in die Box! Was habe ich wieder rumgearbeitet. Eine der anderen Menschinnen ist mit ins Auto gestiegen und hat die Box auf ihrem Schoß gehabt. Sie hat versucht, mich zu beruhigen, was ihr aber nicht wirklich gelang. Ich habe mich so reingesteigert, dass ich sogar anfing zu hecheln. Die arme Zweibeinerin, die zitterte mehr als ich. Eva sagte: „ach, da habe ich schon schlimmere erlebt.“ Und das war es. Sie hat sich offensichtlich keine Sorgen wegen meinem Verhalten gemacht.
Beim Weißkittel war ich dann ganz lieb. Habe mich untersuchen lassen und die Spritzen ohne Mucks hingenommen. Der Doc hat außer Ohrmilben noch eine schwere Ohrentzündung festgestellt. Und hat mir die Ohrlis erst einmal ordentlich geputzt. Und den Pilz fand er auch nicht lustig. Ohweh, ohweh, die nächsten Wochen sollte ich nun allein in Quarantäne verbringen. Ich wusste noch nicht, ob ich das gut finden sollte. Jedenfalls habe ich mich auf dem Rückweg wieder ganz fürchterlich aufgeregt. In vier Wochen sollte ich noch einmal zu dem Weißkittel.
Tja, was soll ich sagen. Jetzt hatte ich eine lange einsame Zeit vor mir. Wochen, in denen ich nur Kontakt zu Eva und ganz selten zu ihrem Mann hatte. Eva kam täglich einige Male zu mir herein. Jedesmal hatte sie so ein knisterndes Ding an (Anmerkung: ein Papieranzug wegen dem Pilz). Sie machte mir die Ohren sauber und tropfte Medizin rein. Sie war ganz begeistert von mir, weil ich ihr die Ohren selber hinhielt, wenn sie sagt: „komm Öhrli böhrt“. Aber es tat mir doch so gut.

Achja, ich habe auch einen Namen. Weil es ja vier Menschinnen waren, die mich gefunden haben, habe ich vier Namen. Ich heiße Sir Harvey Einstein Fliegenpilz – später kam noch Pumuckl dazu, aber das erzähle ich euch noch. Da der Name so lang ist, sagte Eva Shef (gesprochen Schef) zu mir. Das Sir weil ich halt was Besonderes bin. Harvey weil ich so lange in Quarantäne musste und für alle anderen unsichtbar war. Einstein weil ich so klug war, mir diese vier auszusuchen und Fliegenpilz weil ich rot-weiß bin und einen Pilz hatte.
Und Grinsekater, einer meiner Spitznamen, erklärt sich wohl von selber:

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Und weil die Eva eine sehr gewissenhafte Katzenfrau ist, hat sie versucht, meine Besitzer zu finden. Im Internet, mit Aushängen und dann hatte sie noch eine ganz tolle Idee. Hier auf dem Land gibt es ein Gemeindeblatt. Das wirft immer ein Zweibeiner in den Briefkasten. Eva hat also eine Mail an den Bürgermeister unserer Gemeinde geschickt. Sie hat mich beschrieben, den Ort, wo ich die vier Mädels getroffen habe und den Tag. Das Telefon im Haus klingelte oft und Menschen erzählten von ihrem verschwundenen rot-weißen Kater. Aber leider war nie ich der gesuchte.
Als ich schon fast 3 Wochen alleine in dem Raum, den die Menschen Bad nennen, wohnte, kam ein älteres Ehepaar bei Eva vorbei. Und ja, sie kannten mich wirklich. Sie erzählten Eva meine Geschichte.
Ich kam von einem Nachbardorf. Dort wohnte ich bei einer Familie, die mich nicht kastrieren ließ. Also ging ich auf Strunz.
Ich verschwand dort im März 2007 und tauchte Weihnachten 2007 in dem Dorf, wo Eva wohnt, auf. Das Ehepaar und deren Nachbarn fütterten und versorgten mich. Fanden auch heraus, wo ich herkomme. Mein Name war übrigens Pumuckl. Das konnte aber Eva nicht wissen und bei ihr habe ich auch nie darauf reagiert.
Jedenfalls wurde ich von dem älteren Paar zweimal zu meinen ursprünglichen Besitzern zurückgebracht und jedes Mal verschwand ich wieder in Richtung der Menschen, die sich um mich gekümmert hatten. Als sie mich noch einmal zurückbringen wollten, wurde ihnen gesagt, dass sie mich behalten können, weil die Leute eine andere Katze haben. Das hat mich tief getroffen. Und das Paar war sehr oft unterwegs. Bei den Nachbarn hatte ich einige Male im Haus markiert und auch keine Chance mehr.
Also führte ich mein Zigeunerleben weiter. Ich wusste ja, wo ich, wenn ich argen Hunger hatte, hingehen konnte. Aber es trieb mich weit umher. Bestimmt gibt es aus dieser Zeit viele entzückende rot-weiße Kitten. Leider merkte keiner, dass es mir eigentlich nicht so gut ging. Meine Pfötchen taten weh, sie waren richtig abgelaufen. Und die Ohrentzündung setzte mir auch ordentlich zu.

Nach 4 Wochen Dauerbehandlung und Quarantäne hatte ich einen Termin beim Tierarzt. Allerdings wusste ich nicht, was da auf mich zukommen sollte. Stellt euch mal vor, meine Kronjuwelen wurden mir geraubt. Und die Ohrlis waren grün. Und ich fühlte mich total schlecht. Als ich einigermaßen fit war, stellte ich fest, dass ich meinen Raum auch noch teilen musste. Aber das folgt in einer anderen Geschichte.

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